Anwenderbereicht HWP 5.0

Erfahrungsbericht zum HWP5 aus der Sicht eines Netzwerkadministrators

Im Jahr 2004 sollte ich damals nach meinem Informatikstudium das schwere Erbe der Netzwerkadministration in der Firma angehen, die mich einst den Beruf des Elektroinstallateurs lehrte. Aus diesem Grunde war mir die dort verwendete Warenwirtschaftssoftware HWP5, auch nicht ganz unbekannt. Hatte ich doch selber als kleiner Elektroinstallateurlehrling schon einige Male das HWP5 für diverse Lieferscheine und Bestellungen genutzt.

Angekommen an meinen neuen alten Arbeitsplatz, stellte ich fest, dass in meiner doch nicht so kurzen Abwesenheit, die Zeit dort informationstechnisch und netzwerktechnisch wohl stehen geblieben war. Ich fand einen uralten „Novell Netware 3.12“-Server, mit einem noch viel älteren angebundenen 10MBit-„Koax“-Netzwerk vor! Der Umgang mit solch nostalgischen Netzwerkumgebungen hatte ich im Studium gar nicht mehr beigebracht bekommen. Als wäre das nicht schlimm genug, fand ich lauter lustige Clientrechner vor, die tatsächlich noch das gute alte „Windows 95“ oder sogar das noch bessere „MS DOS 6.2“ nutzten - und das im Jahr 2004! Als Software wurde auf diesen Rechnern hauptsächlich das o.g. „HWP 5.0“ im Netzwerkbetrieb genutzt, welches den Dienst problemlos in dieser Umgebung verrichtete. Viel Arbeit war also für mich angesagt:

Als erstes rüstete ich alle Clientrechner zumindest auf „Windows 98“ und soweit die Hardware es konnte, auf „Windows 2000“ um. Dem guten alten „Netware-Server“ schenkte ich ein wenig mehr RAM und das nostalgische „Koax“-Netzwerk wurde erstmal gegen ein ordentliches 100MBit-Ethernet-Netzwerk getauscht. Nach hunderten von Flüchen und schweißtreibenden Konfigurationen am Netware-Server, der Neuland für mich war, lief das DOS-HWP5 tatsächlich weiterhin anstandslos auf den aufgerüsteten Clientrechnern.

Einige Zeit ging dahin - Microsoft stellte Windows XP vor und ein neues Serversystem „Windows 2003“ wurde veröffentlicht. Zeit für ein bisschen Geld auszugeben, um das immer noch recht lahme Netzwerk ein wenig auf die Sprünge zu helfen:

Als erstes rüstete ich alle Clientrechner auf bzw. ersetzte sie durch neue, so dass „Windows XP“ problemlos auf diesen laufen konnte. Auch hier machte das HWP mir keinen Strich durch die Rechnung – es lief anstandslos weiter.

Doch nun sollte der schwierige Teil kommen:

Der gute alte Netware-Server wurde nun endlich in Rente geschickt und gegen einen neuen allen Ansprüchen gerecht werdenden „Windows 2003“-Server ersetzt. Billig war der echt nicht, aber gut und flexibel sollte er ja sein. Gesagt - getan. Und was machte das HWP? Es meckerte erstmal vor sich hin, da es mit dem neuen Server im Netzwerkbetrieb nicht so richtig wollte. Warum nur, fragte ich mich und bekam dann die Erkenntnis, dass der neue Windows-Server im Gegensatz zum Novell-Server keine Btrieve-Datenbank, die das HWP5 zwingend benötigt, zur Verfügung stellte. Was nur tun? Ich fand raus, dass die Datenbanktechnologie Btrieve vor einigen Jahren von der Firma Pervasive aufgekauft und deren Entwicklung unter einem anderen Namen weitergeführt wurde. Um das HWP5 wieder zum Leben zu erwecken, würde ich eine „Pervasive SQL-Datenbank“ benötigen. Eine Alternative hierzu sei nur das neuere „Windows-HWP“, welches mit einer integrierten Datenbank daher kommt. War die Zeit zum Umrüsten nun gekommen??

Nach einem Gespräch mit meinen Vorgesetzten und einigen Mitarbeitern der Firma, kam ich zu einem eindeutigen Ergebnis: NEIN! Alle baten mich in jeden Fall die Pervasive SQL-Datenbank zu erwerben, da kein System schneller, effizienter und leichter zu erlernen und zu bedienen sei, wie das DOS-HWP5. Viele kamen zu dieser Aussage, da einigen die Windows-Variante und die damit verbundenen Schwierigkeiten bekannt waren. Aussagen à la „Stürzt oft ab“, „Da kann man gar nicht mehr so schnell mit Tastenkürzeln und ohne Maus im Menü navigieren“, „Das suchst du ewig nach der richtigen Funktion“, „Das ist ewig lahm!“ und vor allen Dingen die Aussage meines Vorgesetzten „Hast du Lust und Laune wochenlang die Leute umzuschulen???“ und „Weißt du, dass das uns einen Haufen Geld kostet, wenn da jeder ewig nach der Funktion sucht, dann das Programm erstmal abstürzt und man wieder von vorne anfangen darf?“ Durch diese Aussagen stand fest, dass ich die Pervasive-SQL-Datenbank kaufen und das gute Dos-System wieder zum Leben erwecken würde. Ich installierte die Datenbank also auf dem neuen Windows 2003-Server und siehe da: Schon lief das Ganze wieder - und man mag es kaum glauben: Sogar die Geschwindigkeit nahm durch die neue Datenbank-Engine enorm zu!

In unserem mittelständischen Unternehmen arbeiten wir zurzeit mit ca.10 Clientrechnern synchron mit dem HWP5. Über Terminalverbindungen können jetzt sogar Mitarbeiter von zu Hause oder vom Urlaubsort aus mit dem HWP5 zügig arbeiten - der Windows-Server macht’s möglich! Gerade diese Option nutzt mein Arbeitgeber mit seiner UMTS-Karte im Notebook besonders gerne, wenn er mal kurz schauen möchte, ob auch alles in der Firma glatt läuft und genügend Aufträge im HWP5 vorhanden sind, um sich anschließend beruhigt wieder in seinen Liegestuhl am Strand von Mallorca fallen zu lassen.

Fazit:

Das HWP5 ist eine DOS-Anwendung, die sich vor keiner Windows-Anwendung verstecken muss! Eher im Gegenteil: Das HWP5 ist so ziemlich die kompatibelste Software, die ich je administrieren durfte. Sie läuft unter DOS, Windows95, Windows98, Windows2000 und WindowsXP und Vista. Sie kann gehostet werden auf einem Netware Server, einem Windows NT/2000/2003-Server - ja sogar unter einem Linux-Samba-Server sollte sie problemlos lauffähig sein, da Pervasive auch hierfür die entsprechende SQL-Datenbank bereithält. Weiterhin ist das HWP5 im Vergleich zu seinen Windows-Brüdern wesentlich schneller, transparenter und viel kompakter. Gerade durch die Möglichkeit Tastenkürzel für Schnellzugriffe nutzen zu können, arbeitet man wesentlich schneller und mehr, wie jeder noch so gute Windows-HWP-Nutzer. Unsere Firma sieht keinen Grund in absehbarer Zeit auf ein anderes Warenwirtschaftssystem umzusteigen.